Eine Kindergeschichte über den Regenwurm

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Die Wubbjes lebten schon lange mit den Tieren gemeinsam im Wubbjeland. Vieles wussten sie natürlich über sich. Die Wubbjes waren sozusagen echte Experten, was das Leben der Tiere anging. Eines Tages aber fragte Mungo: „Du Flocke, was machen eigentlich die Regenwürmer so den ganzen Tag? Ich sehe Rodolfo ja manchmal in der Erde wühlen. Ich weiß aber gar nicht so genau, was er da so vorhat?“
Auch Flocke fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch ihre knallgelben Haare und kaute auf einer roten Strähne herum. „Hm…gute Frage“, sagte sie. „Er sorgt für eine Bodenverbesserung, dadurch, dass er den Boden auflockert. Es kommt somit viel Luft in die Erde und das ist gut für die Pflanzen. Wenn ich ehrlich bin, viel mehr weiß ich darüber auch nicht.“ Auch Knolle nickte stutzig: „Stimmt. Geht mir ähnlich. Warum fragen wir ihn nicht gleich einfach mal?“ Mungo, ausgestattet mit einer feuerroten Haarpracht, holte noch schnell seine Schwester Lolly aus ihrem Kinderzimmer in der großen Spechtwohnung. Dann fuhren sie auf ihren klapprigen Rollern gemeinsam mit Flocke und Knolle auf einen Acker in der Nachbarschaft. Regenwurm Rodolfo war dort mit einigen Kollegen gerade bei der Arbeit.

Rodolfo verlegte gerade einige kleine Röhren aus getrockneten Schilfstängeln, scheinbar um den Boden zu entwässern. Es war gerade Sommer im Wubbjeland und abends gab es oft warme Gewitterregen. „Du Rodolfo!“, rief Mungo. „Sag mal, was macht ihr Regenwürmer eigentlich so den ganzen Tag?“ Rodolfo schmunzelte und freute sich, dass er einmal über seine Tätigkeiten reden konnte. „Oh…das ist ganz viel. Wenn ihr etwas Zeit habt, dann erzähle ich es euch gerne.“ „Jaaaaa!“, riefen Lolly und Mungo aus einem Munde.

Rodolfo nahm seinen Arbeitshut vom Kopf, wischte sich erst einmal den Schweiß ab und schenkte den Wubbjes fröhlich ein Glas erfrischender Limonade ein. „Wir Regenwürmer machen sehr viel. Viel mehr als manche denken. Genau genommen sind meine Kumpels und ich ja keine Regenwürmer, wir sind sogenannte Mistwürmer. Oftmals sind wir ja auf Mist- oder Komposthaufen aktiv. Wir sind den Regenwürmern aber sehr ähnlich.“
Mungo nickte: „Ah, und was macht ihr da so?“

Rodolfo gab den vier Wubbjes einige Sicherheitshelme und Taschenlampen. „Kommt mal mit. Wir machen gleich eine Reise unter die Erde. Ihr werdet staunen.“

Bildquelle: Markus Nimtz

Mistwürmer und Kleinsttierchen

Gemeinsam stapften sie zu einem dunklen Eingang, welcher in den Boden führte. Zahlreiche Schläuche und Kabel ragten dort hinein. Auch stand dort eine kleine Dampflokomotive. Auf Eisenbahnschienen war es scheinbar möglich, mit dem klapprigen Gefährt in den dunklen Boden hinein zu fahren. An die Lokomotive waren einige kleine Lastwaggons gekoppelt.
„In der Regel leben und arbeiten wir ja dort, wo noch verbleibendes Pflanzenmaterial vorhanden ist.“ Rodolfo zeigte auf diverse Pflanzenstängel und Pferdemist, welcher auf dem Feld herumlag. „Das Zeug wird dann zunächst einmal von ganz, ganz kleinen Helfern angefressen. Zum Beispiel helfen uns Kuno und Knut die Kellerasseln dabei. Sie nagen an den Resten und zerkleinern sie. Auch einige Fadenwürmer unterstützen uns. Wichtig ist, dass die Stoffe immer schön feucht sind. Und viele Kleinstlebewesen, wie zum Beispiel winzige Pilze und Bakterien, sind auch aktiv und helfen uns. Die meisten dieser Lebewesen kennt jedoch kaum einer. Sie leben ja fast nur im Boden und sind kaum zu erkennen. Man braucht mindestens eine Lupe dazu. Steigt mal ein, ich zeige euch das mal.“
Gemeinsam stiegen sie auf eine kleine Plattform hinter der Dampflok. Leise tuckernd fuhren sie nun gemeinsam in das Dunkle hinein. Ein bisschen unheimlich war das ja schon. Welches Geheimnis würde sie dort wohl erwarten? Ein bisschen Licht gab es in dem Tunnel. An der Lokomotive waren einige Scheinwerfer angebracht. Zudem gab es in dem Gang, der mit leichter Neigung nach unten führte, auch einige Lampen. So konnten sie im schummerigen Licht erkennen, dass an der Decke und den Seiten des Ganges viele Pflanzenwurzeln nach unten wuchsen. Die Wubbjes staunten.

Rodolfo sagte: „Viele Lebewesen sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum sieht, wisst ihr? In einem kleinen Stück Boden leben Millionen und Abermillionen von diesen ganz kleinen Helfern.“ Lolly nickte. Ihr Vater hatte ihr darüber einmal aus einem Buch vorgelesen. „Und ohne diese Helferlein? Also ohne Knut und Kuno und die ganzen noch viel kleineren Winzlinge könntet ihr das grüne Material gar nicht zu euch nehmen?“ „Stimmt“, sagte Rodolfo. „Wir sind auf unsere Freunde angewiesen.“ Mit einem lauten Zischen stoppte die Eisenbahn in einer Kurve. „Alle mal aussteigen!“, rief Rodolfo.
Vorsichtig stiegen die Wubbjes von der Plattform und schalteten ihre Taschenlampen an. Und tatsächlich, in einem Nebengang sahen sie in fahlem Licht eine ganze Menge kleine Kellerasseln, welche gerade zufrieden an einem alten Maiskolben knabberten. „Moin Moin!“, rief Rodolfo. „Alles ok, Jungs? Kommt ihr voran?“ „Logo!“, riefen die kleinen Kellerasseln mit vollem Mund zurück. Rodolfo holte eine riesengroße Lupe aus einem Schrank hervor und leuchtete mit einem Strahler auf eine Ecke in dem schummerigen Gang. „Schaut mal her!“, sagte er. „Das habt ihr noch nicht gesehen.“ Und tatsächlich, bei genauem Hinsehen durch die Lupe konnten die Wubbjes in dem hellen Licht ganz winzige kleine Dinger erkennen. So klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht entdecken würde. Sie futterten gerade an einem alten Stück Pferdemist. „Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber so etwas schmeckt denen, und uns auch“, sagte er stolz. „Wir fressen aber nicht nur Grünzeug oder Tiermist, wir fressen auch altes, durchweichtes Papier und sogar Pappe. Das schmeckt richtig gut. Lecker!“ Rodolfo rollte verträumt mit den Augen bevor er sich mit seiner Zunge über den Mund fuhr. „Ihr futtert Pappe?“, fragten Mungo und Lolly ganz verblüfft.
„Oh ja, so etwas lieben wir. In manchen Gärten werfen die Menschen, die das wissen, sogar Pappe auf den Kompost. Wenn es regnet, dann ist es gerade im Sommer darunter schön kühl und die Stoffe in der Pappe sind für uns wichtige Nahrung. Außerdem ist es darunter dunkel. Ihr wisst ja, Licht mögen wir nicht besonders. Zuviel Licht kann uns sogar krank machen und wir können austrocknen“, sagte er, um danach einen Fingerhut Wasser über seinem Kopf auszuleeren. „Das heißt, an der Erdoberfläche fühlt ihr euch gar nicht so wohl?“, fragte Knolle.
„Genau! Wenn es sehr bewölkt ist, so wie heute, dann geht es für ganz kurze Zeit. Aber auch zu viel Wasser ist nicht gut. Wenn es sehr viel regnet, dann verlassen wir den Boden manchmal, weil wir dann Probleme mit unserer Atmung bekommen. Hier ist ja dann alles nass. Manchmal entsteht ein richtiger Fluss in unseren Gängen. Steigt mal wieder ein, ich zeige euch noch etwas…“
Gemeinsam tuckerten sie mit der kleinen Eisenbahn weiter den dunklen Gang hinunter. Sie fuhren tiefer und tiefer in die Erde und es roch etwas modrig nach altem, vergammelten Holz.
„Stimmt es eigentlich, dass zwei Regenwürmer wachsen wenn man euch zerteilt?“ fragte Mungo etwas forsch. „Oh nein! Ich weiß, dass das in vielen Büchern steht. Aber es ist falsch!“ Rodolfo wirkte etwas erschrocken. “Ein Teil wird davon auf jeden Fall sterben. Manchmal müssen wir leider tatsächlich ein Stück abtrennen. Wenn zum Beispiel ein unvorsichtiger Mensch uns mit seinem Fahrrad anfährt oder mit einem Spaten zerteilt. Das tut mächtig weh.“ Er verzog das Gesicht zu einem schaurigen Gesichtsausdruck. „Um überleben zu können spalten wir dann einen Teil ab. Dieses Stück von uns überlebt nicht. Aber der andere Teil von uns hat dann noch eine gute Chance“, sagte er stolz. „Wir sind nämlich echte Kämpfer, wisst ihr? Wenn wir gute Lebensbedingungen haben, also ausreichend Feuchtigkeit, eine angenehme Temperatur zwischen 10 und 25 Grad und genügend Futter, dann vermehren wir uns rasend schnell. Aus einem von uns werden dann innerhalb eines Jahres richtig viele. Wir legen ja kleine Kokons ab, wisst ihr? Und da schlüpfen unsere Nachkommen zahlreich innerhalb kurzer Zeit. Dann muss der Kompost aber gut abgedeckt sein, sodass es auch dunkel ist. Und wir müssen die Chance haben, im Winter in tiefere Bodenschichten zu fliehen, um nicht zu erfrieren. Naja, und wenn der Kompost nach unten mit Draht abgesichert ist, dann können Wühlmäuse und Maulwürfe auch nicht vergessen, dass sie uns ja nicht fressen sollen.“

In der Tat gab es ein Gesetz im Wubbjeland, dass vor vielen Jahren einmal verabschiedet wurde. Es besagte, dass alle, die in diesem Landstrich leben, niemanden anders fressen dürfen. Die Eule frisst keine Mäuse. Die Mäuse fressen keine Schnecken oder Würmer und die Spinnen oder Asseln werden nicht von den Igeln aufgefuttert. Wespen und Hornissen mampfen keine Käfer oder Grashüpfer, ebensowenig wie die Vögel dieses tun. Wer das nicht befolgt, der muss das Wubbjeland verlassen. Also hielten sich alle daran, denn das Leben auf diesem Fleckchen Erde war wundervoll.

Rodolfo erzählte weiter: „Ich lebe gerne in dem großen Kompost am Dorfrand bei den Menschen. Dort wo die Kirche steht und der Pfarrer Elvis lebt. Dort finden wir vergammelte Erdbeeren, Melone, altes Brot, Kaffeeprütt, Gurkenreste und auch alte Pappe.“ „Ah“, nickte Flocke, „und was passiert dann damit?“
„Ja, also da wird es wirklich interessant für die Natur“, sagte Rodolfo stolz. „Wir machen den besten Boden, den man sich vorstellen kann. Wir fangen an, wenn Knut und Kuno und all ihre Kollegen das Material ordentlich zerkleinert haben. Wir haben einen enormen Hunger. Wir essen wir bis zur Hälfte unseres Körpergewichtes an einem Tag.“
„Ui“, staunte Lolly. „Das wäre ja fast so, als wenn ich fünf Bucheckernpizzen, vier große Portionen Erdbeerquark mit Heidelbeeren und zwei Teller Suppe essen würde. Nein, das wäre sogar noch mehr!“, rechnete sie. „Ja“, lachte Rodolfo. “Gut essen können wir wirklich. Und das, was wir verdauen, kommt dann in den Boden. Und wir durchwühlen und durchpflügen die erste Schicht des Bodens immer wieder. Ein Stückchen Salat beispielsweise verarbeiten wir mehrmals. Es bleiben dann nur noch Nährstoffe übrig, die dann in den Boden gelangen und diesen für Pflanzen wertvoll machen.“
Die Eisenbahn hielt. Rodolfo führte die kleine Gruppe zu einem großen Tisch, an dem viele Mistwürmer gerade munter futterten und schmatzten. Sie kauten auf matschigen Blättern und Stängeln herum. Naja, richtig lecker sah das nun wirklich nicht aus, aber den Mistwürmern schien es zu schmecken.
„Was sind denn Nährstoffe?“, fragte Mungo. Knolle antwortete: „Blumen und Bäume und alle Pflanzen benötigen Nährstoffe um gut und gesund zu wachsen. Diese Nährstoffe haben so seltsame Namen wie Kalium, Phosphor, Stickstoff oder Magnesium. Aber das braucht ihr jetzt noch nicht zu wissen, das lernt ihr später in der Schule.“ Mungo staunte: „Und ihr produziert diese Nährstoffe?“ “Ja, im Prinzip schon. Naja, diese Stoffe sind schon in unserem Essen enthalten, zum Beispiel in Blättern, alten Tomaten oder Kaffeeresten. Wir sorgen dann dafür, dass sie wieder in den Boden gelangen. Die Wurzeln der Pflanzen nehmen diese dann auf.“
„Toll!“, staunte Lolly. „Wir machen aber noch viel mehr“, fuhr Rodolfo fort. „Das, was wir an den Boden abgeben, unser Wurmhumus, ist Medizin im Boden. Unser Wurmhumus hilft den Pflanzen gesund und stabil zu bleiben. Er heilt sogar Krankheiten. Das ist so, als ob du eine Tasse Tee mit Salbei, Minze und Fenchel gegen Husten trinkst.“
Sie fuhren wieder ein Stückchen mit der Eisenbahn und hielten an einem Platz, an dem gut ersichtlich Wurzeln von allen Seiten in den Gang ragten. Rund um die Wurzeln waren kleine Mistwürmer in weißen Kitteln gerade dabei, diese leicht mit einer Paste zu bestreichen. Sie gingen sehr vorsichtig und sorgfältig dabei vor.
„Hier seht ihr unser Ärzteteam. Vielleicht habt ihr schon einmal Tomaten an Sträuchern gesehen, welche nach starkem Regen etwas bräunlich wirken?“ Mungo nickte. „Das ist die Krankheit der Braunfäule. Hier haben wir einen solchen Fall. Der Tomate oben geht es nicht gut. Unser Mist, gut verdünnt, kann aber helfen, die Pflanzen davon zu heilen. Wir Mistwürmer sind die Ärzte des Bodens und damit auch der Pflanzen.“ Rodolfo holte einen kleinen Koffer heraus, mit einem roten Kreuz versehen. „Wenn wir sehen, dass eine Pflanze welkt oder aber nicht genügend Früchte trägt, dann krabbeln wir dahin und verstreuen unseren Wurmhumus gezielt an der Oberfläche, manchmal auch gut verdünnt an den Wurzeln. Du kannst sicher sein, nach einigen Tagen geht es ihr wieder besser!“ „Hui“, raunte Mungo und war wirklich beeindruckt.
Von der Decke sahen die Wubbjes aus einigen Löchern fahles Tageslicht in den Tunnel scheinen. „Hier waren meine Jungs und haben kleine Gänge gebuddelt. Das ist gut für die Durchlüftung und toll für die Pflanzenwurzeln. Und unser Wurmhumus kann sogar Wasser festhalten, auch das ist wichtig.“ „Wasser festhalten? Häh? Wofür denn?“, fragte Lolly. „Naja, gerade jetzt im Sommer kommt es oft zu heftigen Regenfällen, Starkregen nennen wir sie. Wenn der Boden keinen Wurmhumus enthält, dann kann es sein, dass Erde einfach weggeschwemmt wird. Und wo sollen die Pflanzen dann wachsen? Oder es kann sein, dass das Wasser ganz schnell im Boden verschwindet und dabei ganz viele Nährstoffe mit sich reißt. Diese fehlen dann den Blumen und Bäumen. Unser Wurmhumus aber speichert das Wasser. Das ist so, als ob du einen Schwamm ins Waschbecken legst, weißt du?“

Chemie ist schädlich für Regenwürmer

„Das heißt also, ihr sorgt nicht nur für eine gute Nährstoffversorgung und dafür, dass Medizin im Boden ist? Ihr kümmert euch auch darum, dass der Boden Wasser speichern kann und so für die Pflanzen verbessert wird?“, fragte Flocke. „Jau! Genau das ist es. Ohne uns würde es dem Boden schlecht gehen.“
„Gibt es denn etwas, was ihr gar nicht mögt?“ „Ja, saure Früchte, wie zum Beispiel Orangen, Ananas oder Zitronen. Auch gespritztes Obst oder Salz ist giftig für uns. Davon verderben wir uns ganz massiv den Magen. Nicht gut für uns ist auch Chemie. Ich habe einmal in einem Garten gearbeitet, in welchem ein Mensch ganz viel chemisches Zeugs gespritzt hat. Ich weiß nicht genau, was das war. Ich glaube, er wollte keine Gänseblümchen und Maulwürfe in seinem Garten haben. Ich kann das nicht verstehen! An den kleinen Hügeln hat er immer ganz viel gesprüht. Der Boden hat so scheußlich geschmeckt, das war fürchterlich. Ganz viele der kleinen Bakterien und Mikrolebewesen, welche wir doch als Partner brauchen, hatten sich schon mit Sack und Pack aus dem Staub gemacht. Wir sind dann alle zum Nachbarn gekrochen, da war es viel besser. „Keine Chemie – Mit uns nicht und nie!“ ist seitdem unser Schlachtruf.“
„Arbeitet ihr denn nur in Misthaufen oder auch sonst in Gartenerde?“, wollte Mungo wissen. „Misthaufen lieben wir, weil da ordentlich Futter herumliegt. Es gibt Menschen, welche extra Wurmkokons oder Würmer in ihren Komposthaufen einstreuen. Das gibt immer ein Hallo! Und Essen ist in der Regel genug da. Winzige Würmchen schlüpfen und wir fressen im Frühling und Sommer den ganzen Misthaufen kurz und klein. Es bleibt dann wirklich nur toller Wurmhumus übrig, den die Menschen dann an die Pflanzen verteilen. Die Pflanzen lecken sich dann schon manchmal hungrig die Münder. Vor einigen Jahren wurde ich vom Pfarrer Elvis in einem Gartenboden rund um seine Karottensaat ausgesetzt. Glücklicherweise hatte er den Boden oberhalb gemulcht. Wir nennen das so, wenn zum Beispiel Rasenschnitt oder auch alte Blätter dort ausgelegt werden. Das war toll, wir hatten dadurch jede Menge zu fressen und haben uns rührend um die Möhren gekümmert. Elvis war vielleicht glücklich über solche Prachtexemplare.“
Plötzlich sahen sie große, dicke runde kugelartige Gebilde aus den Wänden hervorschauen. Eine Kolonne Mistwürmer schippte verdünnten Wurmhumus auf diese. „Das sind Kartoffeln“, sagte Rodolfo. „Eine der besten Bodenpflanzen überhaupt. Und mit Wurmhumus werden diese stark und kräftig.“

Lolly und Mungo waren baff. Auch Knolle und Flocke waren beeindruckt, als sie sich wieder dem Ausgang näherten. „Oha, ich hätte nie gedacht, dass ihr so eine wichtige Funktion ausübt. Das habe ich etwas unterschätzt“, sagte Knolle. „Arbeitet ihr denn auch im Wald?“ „Wir als Mistwürmer eigentlich nicht. Der Boden ist uns da zu sauer. Eichenlaub schmeckt sehr bitter und Tannennadeln schmecken überhaupt nicht. Das ist nichts für uns. Im Wald wird das von anderen Lebewesen übernommen. Wir sind eher für Gärten und Wiesen oder auch Äcker zuständig. Am tollsten ist es aber in einem gemütlichen Komposthau-fen.“
Lolly und Mungo hatten heute wieder etwas gelernt. „Danke, Rodolfo!“, riefen sie aus einem Mund. Ihr Freund der Mistwurm war also ein echter Bodendoktor und dadurch hilfreich für Pflanzen und Tiere im Wubbjeland gleichermaßen. Sie waren stolz, dass sie ihn kannten, schwangen sich auf ihre Roller und rasten den Acker hinunter, direkt in Richtung ihrer kleinen Spechtbehausung. Das, was sie heute gelernt hatten, würden sie morgen in der Schule erzählen. Da würden die anderen Kinder aber staunen.

Regenwürmer züchen, Errichtung einer Wurmfarm


Bildquelle: Markus Nimtz

Wichtige Informationen für die Errichtung einer Wurmfarm (auch ein paar Antworten für Erwachsene):

Als besonders gutes Wurmfutter eignen sich:
• Teebeutel
• Kaffeeprütt
• Bananenschalen, gemahlene Eierschalen (enthält Kalk, sehr wichtig!)
• Paprika (nicht zu scharf!), Erdbeeren, Erdbeerverschnitt, Melonenreste; generell ungespritzte Obst- und Gemüsereste
• Brotreste
• Ab und zu etwas Kalk (durch die Verrottung des Materials wird der Boden ansonsten sauer)
• Kohlenstoffhaltiges Material (Zeitungspapier (ohne Farbstof-fe), Pappe, Klorollen)
• Für draußen: Pferde-, Kuh-, Schweine-, oder Kaninchenmist. Tiermist sollte, bevor die Würmer ihn umwandeln dürfen, mindestens zwei Wochen abgelagert werden. Das enthaltene Ammoniak kann die Würmer ansonsten töten.
• Das Futter sollte immer nur an einer Seite der Wurmkiste ausgelegt werden. Für den Fall, dass dieses ungeeignet ist, können die Würmer dann noch fliehen.

Absolut tabu sind:
• Säurehaltiges Futter wie Zitrusfrüchte (z.B. Orangen, Zitronen)
• Gespritztes Obst und Gemüse
• Knoblauch
• Scharfe und stark gesalzene Essensreste
• Fleisch (lockt Ratten an)
• Geflügelmist (zu sauer); auch Schafs- und Ziegenmist sind nicht optimal

Du wirst unter Umständen feststellen, dass Deine Würmer deutlich mehr fressen, als Du an Biomüll produzierst. Frage Freunde oder Bekannte oder ein Restaurant in Deiner Nähe. Auch andere freuen sich, wenn sie mit ihrem Biomüll „Gutes tun“ können.

Wie kann ich mit Wurmhumus meinen Boden verbessern?
Wenn der fertige Humus geerntet wurde (in einer Wurmkiste nach etwa 3-4 Monaten), dann streust Du ihn auf den aufzuwertenden Boden (ca. 2-3 cm hoch) und hakst ihn leicht ein.

Film auf YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=dp1aik2_fBc (von dem Autor dieses Buches und seinem Huhn Waltraud)

© Kai Behncke
http://umweltschutz-und-lebenshilfe.de

25% des Restmülls in Österreich ist Biomüll – das sollte nicht sein. Das Start-Up wurmkiste.at hat dafür eine Lösung entwickelt.

Wurmkisten aus Holz in denen unzählbar viele Kompostwürmer leben und den Biomüll zu hochwertigem Wurmhumus umwandeln. Die Kisten sehen aus wie stylische fahrbare Hocker und integrieren sich perfekt in die Wohnung. Dort stehen sie auch beispielsweise in der Küche, eben dort wo der Bioabfall anfällt. Unangenehme Gerüche gibt es keine und die Würmer können auch nicht flüchten. Die Kompstwürmer fressen ihr halbes Körpergewicht am Tag und verputzen somit etwa 200g Biomüll täglich. Bei Besuch von Gästen sind die neuen Haustiere auch sofort Gesprächsthema Nr. 1.

Im Zuge des Projekts leben bereits 180.000 Kompostwürmer in den Wurmkisten von wurmkiste.at und verwerten jährlich 11 Tonnen Biomüll. Etwa 400 Menschen haben die Wurmkiste bereits in ihren Lebensalltag integriert. Gebaut werden die Wurmkisten von zwei Brüdern aus ökologischen Rohstoffen in einer kleinen Werkstatt in Oberösterreich. Angeboten werden sie fix-fertig, als Selbstbauset oder können im Rahmen eines Workshops selbst gebaut werden.
Mehr Infos unter www.wurmkiste.at
Wurmkisten

Sehenswerte neue Filme über Wurmhumus, Wurmzucht und Wurmkompostierung

Vor kurzem wurden zwei sehr interessante und sehenswerte Filme über Wurhumus, Wurmkompostierung und Wurmzucht ins Netz gestellt.

Zum Einen soll auf folgenden Film vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen hingewiesen werden:

Sehr sehenswert ist auch ein Beitrag des ZDF über das Österreichische Projekt http://www.wurmkiste.at/ :

Wurmfarm/Wurmkiste/Wurmkomposter eintragen

Als Besitzer einer Wurmfarm bzw. eines Wurmkomposters/Wurmkiste kannst Du hier u.a. eintragen, welche Masse an Wurmhumus pro Jahr bei Dir entsteht.
Gleichzeitig wird eine Statistik erstellt, wieviel Biomüll in welcher Gemeinde dadurch gespart wird, bzw. welche Menge an Wurmhumus in welcher Gemeinde entsteht. Diese Statistik dient dazu, zu demonstrieren, wo es schon „sehr gut läuft“, bzw. wo noch „Nachholbedarf“ besteht. Zudem soll damit eine Bewusstseinsveränderung angeregt werden. Ein Bewusstsein für gesunde Böden und einfache Permakulturen soll dadurch geschaffen werden.

Hilfe beim Eintrag in die Wurmhumus-Karte


Wurmfarm im Außengelände

Wurmfarm

Eine Wurmfarm im Außengelände ist naturgemäß deutlich aufwendiger als eine Wurmkiste oder ein Kunststoff-Wurmkompostierer. Unabhängig von Breite und Länge ist zunächst einmal die Tiefe im Boden wichtig. Zu empfehlen ist es eine Ausschachtung von etwa 60cm, sodass sich die Wümer bei zu hohen/tiefen Temperaturen in den Schutz des Bodens zurückziehen können. Wichtig ist es, dass die Farm von unten mit einem Draht gegen Wühlmäude und Maulwürfe gesichert wird, ansonsten reduziert sich der Bestand der Würmer sehr schnell.
Eine Möglichkeit ist auch, ein Bodenvlies auf den Draht zu legen (am Besten in Doppelschicht), da dann keine Würmer „nach unten“ entfliehen können. Das Vlies läßt Wasser durchsickern und ermöglicht einen Sauerstoffaustausch. Solltest Du auf diese Art und Weise vorgehen, so musst Du Dir aber absolut sicher sein, dass die Lebensbedingungen der Würmer angemessen sind, da eine Flucht ja nicht meehr möglich ist. Grundsätzlich ist ein Vlies nicht unbedingt nötig; der Erstellter dieser Seite empfiehlt darauf zu verzichten.

An den Seiten kannst Du dann Holzwände in die Ausschachtung einlassen. Das Innere dieser großen „Holzkiste mit Draht“ wird dann bis zu einer Höhe von ca. 30 cm (60 cm im Winter) mit Erde gefüllt. Gut ist es, wenn auch in diese Erde schon Biomüll/Wurmfutter eingearbeitet wird. In die Erde solltest Du auch kohlenstoffhaltiges Material (z.B. Pappe, Papier (ohne Farbaufdruck), Stroh oder kleine Äste) einbringen. Dieses fördert die Humusproduktion und ist zudem wichtig, damit genügend „Freiräume“ im Boden bestehen, welche eine Sauerstoffzufuhr begünstigen. Anschließend dann sollte der Boden der Wurmfarm mit Biofutter bedeckt werden (auch hier gilt: Niemals den gesamten Boden bedecken sondern immer nur einen Teil, damit die Würmer bei „schlechtem“ Futter fliehen können). Die Wände an den Seiten der Farm sollten mindestens einen halben Meter hoch sein, damit keine unliebsamen Fresser (z.B. Ratten) eindringen können. Oder aber, wenn die Wänder nicht so hoch sind, dann sicherst Du die Farm von oben so ab, dass die Nager nicht in die Farm eindringen können. Eine Absicherung mit Draht sollte sowieso auch gegen Vögel stattfinden.

Wichtig ist es, den Boden immer wieder zu wässern; ist dieser nicht feucht genug, so kann dieses zum Tode der Würmer führen. Auf einem m²-Wurmfarm im Außengelände können ohne größe Schwierigkeiten etwa 1000 Würmer gehalten werden. Kloppert (2013) geht davon aus, dass sogar Populationen bis zu 12.000 Exemplaren möglich sind.

Literatur:

Kloppert, S. (2013): „How to start a profitable worm business on a shoestring budget“. Create Space Verlag

Wurmkiste

Unter einer Wurmkiste wird hier eine halboffene Kiste verstanden, in welcher Würmer gezüchtet werden und Wurmhumus produziert wird.

Eine solche Kiste besteht aus Holz oder aber aus lichtundurchlässigem Kunststoff. Grundsätzlich ist zu beachten: Die züchtbaren Mistwürmer „Eisenia foetida“ und „Dendrobena Veneta“ sind echte „Kletterweltmeister“. In der Nacht, wenn sie nicht mehr von dem für sie unangenehmen Licht flüchten müssen, werden sie aktiv und schaffen es ohne weiteres auch glatte Oberflächen hochzuklettern. Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass die Kisten genug Sauerstoff bekommen. Es empfiehlt sich, Kisten mit Löchern an den Seiten zu nutzen und dort eine Art Fliegengitter anzubringen. Denkbar ist es auch, über 90% der Kiste einen Deckel anzubringen, somit ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Würmer auch in der Kiste bleiben. Für eine Zucht im Innenbereich des Hauses sind die Kisten insbesondere dann geeignet, wenn ein abgeschotteter Bereich (z.B. Keller) vorhanden ist. Der Geruch einer Wurmkiste kann bei ungenügender Pflege oder Überwässerung/Überfütterung leicht als störend empfunden werden.

Die Kiste sollte etwa eine Breite von ca. 40 cm haben sowie eine Tiefe von etwa 30 cm. Die Höhe sollte etwa 20-25 cm aufweisen.
Günstig ist es, wenn die Kiste unten löcher aufweist, damit Wasser abtropfen kann. dieses ist aber nicht zwingend nötig, wenn aufgepasst wird, dass keine Überwässerung stattfindet.
Innerhalb der Kiste sollte sich etwa 10 cm Erde befinden, welche immer feucht (aber nicht zu nass) zu halten ist. In einer solchen Kiste kann Du ohne weiteres bis 500 Würmer halten. In verschiedenen Quellen wird davon gesprochen, dass hier bis zu 1000 Würmer hineinpassen, zu bedenken ist jedoch immer auch, dass eine Überbevölkerung „Stress“ auslösen kann (was anschließend das Fluchtverhalten fördert (vgl. Kloppert 2013)). In die Erde solltest Du auch kohlenstoffhaltiges Material (z.B. Pappe, Papier (ohne Farbaufdruck), Stroh oder kleine Äste) einbringen. Dieses fördert die Humusproduktion und ist zudem wichtig, damit genügend „Freiräume“ im Boden bestehen, welche eine Sauerstoffzufuhr begünstigen. Oberhalb der Erde füllst Du dann immer wieder von Neuem das Futter ein . Wichtig ist hierbei, dass nicht die gesamte Kiste mit dem Bioabfall bedeckt wird sondern nur in etwa die Hälfte. So haben die Würmer immer eine Möglichkeit auszuweichen, sofern einmal schädliche Futterstoffe eingeführt werden.

Du kannst davon ausgehen, dass nach etwa zwei Monaten (bei günstigen Lebensbedinungen) der Inhalt der Kiste komplett aus Wurmhumus (sowie seinen lebenden Bewohnern) besteht. Innerhalb dieses Wurmhumus wirst Du zudem zahlreiche Wurmkokons finden…

Literatur:

Kloppert, S. (2013): „How to start a profitable worm business on a shoestring budget“. Create Space Verlag

Fragen zur Wurmzucht

Häufige Fragen zur Wurmzucht und Bodenverbesserung durch Wurmhumus

Was fressen die Würmer denn so?


Als besonders gutes Wurmfutter eignen sich:

  • Teebeutel
  • Kaffeeprütt
  • Bananenschalen, gemalene Eierschalen
  • Paprika (nicht zu scharf), Erdbeeren, Erdbeerverschnitt
  • Brotreste
  • Ab und zu etwas Kalk (durch die Verrottung des Materials wird der Boden ansonsten sauer), ggf. etwas Mineraldünger
  • Kohlenstoffhaltiges Material (Zeitungspapier (ohne Farbstoffe), Pappe, Klorollen)
  • Pferde-, Kuh- , Schaf-, Ziegen- oder Kaninchenmist

Absolut tabu sind:

  • Säurehaltiges Futter wie Zitrusfrüchte
  • Knoblauch
  • Scharfe und stark gesalzene Essensreste
  • Geflügelmist (zu sauer)

Du wirst unter Umständen feststellen, dass Deine Würmer deutlich mehr fressen, als Du an Biomüll produzierst. Frage Freunde oder Bekannte oder ein Restaurant in Deiner Nähe. Auch andere freuen sich, wenn sie mit ihrem Biomüll „Gutes tun“ können.

Wie kann ich mit Wurmhumus meinen Boden verbessern?

Wenn der fertige Humus geernte wurde, dann streust Du ihn in einigen Zentimeter-Dicke auf den aufzuwertenden Bodens ein. Du solltest darauf achten, dass der Anteil des Wurmhumus am Gesamtboden in der relevanten Bodenschicht bei 10 – 20 % (keinesfalls höher) liegt.

Filme

Wurmfarm im Außengelände zur Humusproduktion

Wurmkiste zur Humusproduktion

Automatisierte Ernte von Wurmhumus

Funktion und Nutzen einer Wurmkiste/-komposter bzw. Wurmfarm:

Ehrenamtlich erstellt von: Ingo Wilkenshoff und http://losangeles-media.com

Ist eine Wurmzucht teuer?

Im Prinzip nicht, allerdings kommt es drauf an, was Du vorhast…
Prinzipiell kannst Du Würmer natürlich immer auch selber sammeln (z.B. innerhalb eines Misthaufens oder aber während eines Regens die Seite eines Pappkartons auf den Boden legen, Du wirst überrascht sein, was sich mit der Zeit darunter so alles ansammelt…).
Aufgrund der Planbarkeit empfehle ich jedoch einen Kauf.

  • Ein Kilo ausgewachsene „Dendrobena Veneta (ca. 600-650 Stück) kosten in der Regel 30-35 Euro (reicht in etwa für einen Wurmkomposter oder zwei Wurmkisten)
  • 1000 Stück „Eisenia foetida“ liegen in etwa bei 25 Euro (reicht in etwa für einen Wurmkomposter oder zwei Wurmkisten)
  • 1000 Regenwurmkokons kosten etwa 15 Euo
  • Eine Kunststoff-Kiste (Wurmkiste) liegt in den Maßen 40 cm * 30 cm * 25 cm Höhe bei etwa 5-6 Euro
  • Extra angefertigte Wurmkomposter für den Innenbereich liegen etwa zwischen 70 – 180 Euro
  • Für das Anlegen einer Wurmfarm (Außenbereich) wie hier beschrieben fallen bei einer Länge von 6 * 2 Metern etwa 300 Euro Materialkosten an (Draht, Holz, Schrauben). Zu empfehlen ist zusätzlich eine Investition von 35 Euro Würmer für 2 m² (oder 1000 Kokons) [und dann auf die Fortpflanzung warten]

Brauche ich viel Platz?

Nein. Du benötigst nicht mal einen Garten. Auf dieser Seite finden sich Informationen über eine hygienische Wurmzucht in den eigenen vier Wänden.
Prinzipiell kann Dir ein Garten natürlich die Möglichkeit geben, eine „Wurmzucht im Freigehege“ zu betreiben. Ein Schuppen oder eine Garage stellen eine gute Basis dar, um z.B. verschiedene Wurmkisten zu platzieren.

Wieviel fressen denn Würmer am Tag und wie lange dauert es, bis Wurmhumus entsteht?

Der Mist- oder Kompostwurm ( Eisenia foetida ), sein enger Verwandter Eisenia andrei bzw. der Riesenrotwurm (auch „European Nightcrawler“ genannt) ( Eisenia hortensis oder auch als Dendrobena Veneta bekannt ) können unter günstigen Lebensbedingungen pro Tag etwa die Menge ihres Körpergewichtes zu Wurmhumus umwandeln. (also bis zu etwa einem Gramm). Da die Würmer in der Regel natürlich eine unterschiedliche Größe und Gewicht aufweisen solltest Du von folgender Faustregel ausgehen: 500 Gramm Würmer (etwa 1000 Stück „Eisenia foetida“) fressen ca. 100 g Abfall pro Tag, das entspricht (grob geschätzt) etwa 90 Gramm Wurmhumus/Tag. Anders formuliert: 1000 Würmer sind in der Lage im Jahr etwa 30 Kilogramm Wurmhumus zu produzieren.

Wie schnell vermehren sich die Zucht-Würmer?

Würmer passen sich in ihrer Population dem Futterangebot an. Wenn Du „zu wenig“ fütterst, dann sinkt die Population mit der Zeit, eine Vermehrung ist erst bei einem größeren Futter-Angebot zu erwarten.
Würmer legen kleine zitronenförmige Kokons ab (durchschnittlich etwa zwei bis drei im Monat). In der Regel ist ca. mit 3 überlebenden Würmern pro Kokon zu rechnen, welche nach etwa 4 Wochen schlüpfen. Ein geschlüpfter Wurm benötigt etwa 2,5 Monate bis er ausgewachsen ist. Unter günstigen Bedingungen verdoppelt sich die Wurmpopulation etwa alle 2-3 Monate (Kloppert 2013).

Wie sehen günstige Lebensbedingungen für Würmer aus?

Die Temperatur sollte zwischen 15 und 25° aufweisen. Dauerhafte Temperaturen unter 0° C führen ohne entsprechende Schutzmaßnahmen zum Tode der Würmer; ähnlich ist es bei dauerhaften Temperaturen > 30° C.
Das Substrat, in welchem sich Deine Würmer aufhalten, sollte einen pH-Wert bei 7 aufweisen. Verkompostierung von Biomüll führt zu einer langsamen Versauerung des Bodens. Daher ist es sinnvoll ab und ab etwas Kalk hinzu zugeben.

Mit wieviel Arbei muss ich rechnen?

Abhängig ist das natürlich davon, wie viele Kisten oder Außenfarmen Du betreibst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass für 30 Wurmkisten und eine 6*2-Meter Außenfarm etwa 1,5 Stunden zu investieren sind (Feuchtigkeit des Bodensubstrates prüfen, ab und zu den Boden in den Kisten umgraben, Bioabfall füttern, PH-Wert messen und ab einem Wert von eta 6,5 etwas kalken).

Literatur:

Kloppert, S. (2013): „How to start a profitable worm business on a shoestring budget“. Create Space Verlag

Wurmzucht

Wurmzucht

Die professionelle Nutzung von Regenwürmern und die Produktion von Wurmhumus zur Bodenverbesserung ist keine neue Erfindung.
In den USA wurden bereits in den zwanziger Jahren Würmer „im großen Stil“ zur Fischfütterung gezüchtet. Professionelle Vorgehensweisen zur Wurmhumusproduktion wurden in Deutschland und den USA in den siebziger Jahren entwickelt, Großbritannien folgte einige Jahre später.
In einem Forschungsprojekt großen Umfanges arbeiteten dort beispielsweise von 1981-1985 15 Wissenschaftler (unterstützt durch 35 Mitarbeiter) an Technologien zur Potentialnutzung von Regenwürmern (als Futter bzw. Humusproduzenten). In den letzten 40 Jahren gab es weltweit diverse universitäre Forschungsprojekte bzw. kommerzielle Unternehmen, welche sich mit der Nutzung, Entwicklung und Verwertung von Regenwürmern und deren Reststoffen auseinander setzen, so z.B. in Mexiko, Indien, Kanada, Russland, Hong Kong und China (Edwards 2011).
In Australien werden sogar Wurmkisten an Bürger verschenkt, damit Bürger ihre organischen Abfälle zu Wurmhumus verarbeiten können (Bruksch & Rimpau 2013).

Für die Zucht eignen sich verhältnismäßig wenige Arten. Zu achten ist hierbei auf:

  • Hohe Fortpflanzungsrate
  • Schnelles Wachstum
  • Hohe Boden- und Temperaturtoleranz
  • Hohe Futterverwertung und damit hohe Humusproduktion

Eisenia foetida, Bildquelle: /06552c44194f5468ab63806dcf8cb093/wiki/Eisenia_fetida#/media/File:Redwiggler1.jpg
Eisenia foetida Als besonders leistungs- und züchtungsfähige Würmer sind insbesondere der Mist- oder Kompostwurm ( Eisenia foetida ), sein enger Verwandter ( Eisenia andrei ) (ohne Mikroskop sind die beiden Arten nicht zu unterscheiden) bzw. der Riesenrotwurm (auch „European Nightcrawler“ genannt) ( Eisenia hortensis oder auch als Dendrobena Veneta bekannt ) einzusetzen (vgl. auch Dominguez & Edwards 2011, Bruksch & Rimpau 2013).
Die Art „Eisenia foetida“ ist deutlich kleiner als „Dendrobena Veneta“ (von Anglern auch „Dendros“) genannt. Da erstgenannte Art bei Gefahr eine übelriechende Substanz absondert, soll diese zum Angeln nicht gut geeignet sein, zur Produktion von Wurmhumus jedoch umsomehr.

Die Zucht der beiden genannten Arten ist kinderleicht.
Neben dieser Homepage lohnen sich für vielfältige Zusatzinformationen insbesondere die beiden folgenden Bücher:
Bruksch, L. & Rimpau, J. (2013): Kompost aus der Kiste. Wurmkisten für den Hausgebrauch selber bauen. Stuttgart.
Kloppert, S. (2013): How to start a profitable worm business on a shoestring budget. Create Space Verlag.

Wurmzuchten können auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen:

Literatur :

Bruksch, L. & Rimpau, J. (2013): Kompost aus der Kiste. Wurmkisten für den Hausgebrauch selber bauen. Stuttgart.

Edwards, C.A. (2011): „Introduction, History and Potential of Cermicomposting Technology“ in:
Edwards, C.A., Arancon, N.Q. & Sherman, R. (Herausgeber) 2011. Vermiculture Technology: Earthworms, Organic Wastes and Environmental Management. Boca Raton, S.1-10

Dominguez, J. & Edwards, C.A. (2011): „Biology and Ecology of Earthworm Species Used for Vermicomposting“ in:
Edwards, C.A., Arancon, N.Q. & Sherman, R. (Herausgeber) 2011. Vermiculture Technology: Earthworms, Organic Wastes and Environmental Management. Boca Raton. S. 27-38

Kloppert, S. (2013): „How to start a profitable worm business on a shoestring budget“. Create Space Verlag

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