Eine Kindergeschichte über den Regenwurm

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Die Wubbjes lebten schon lange mit den Tieren gemeinsam im Wubbjeland. Vieles wussten sie natürlich über sich. Die Wubbjes waren sozusagen echte Experten, was das Leben der Tiere anging. Eines Tages aber fragte Mungo: „Du Flocke, was machen eigentlich die Regenwürmer so den ganzen Tag? Ich sehe Rodolfo ja manchmal in der Erde wühlen. Ich weiß aber gar nicht so genau, was er da so vorhat?“
Auch Flocke fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch ihre knallgelben Haare und kaute auf einer roten Strähne herum. „Hm…gute Frage“, sagte sie. „Er sorgt für eine Bodenverbesserung, dadurch, dass er den Boden auflockert. Es kommt somit viel Luft in die Erde und das ist gut für die Pflanzen. Wenn ich ehrlich bin, viel mehr weiß ich darüber auch nicht.“ Auch Knolle nickte stutzig: „Stimmt. Geht mir ähnlich. Warum fragen wir ihn nicht gleich einfach mal?“ Mungo, ausgestattet mit einer feuerroten Haarpracht, holte noch schnell seine Schwester Lolly aus ihrem Kinderzimmer in der großen Spechtwohnung. Dann fuhren sie auf ihren klapprigen Rollern gemeinsam mit Flocke und Knolle auf einen Acker in der Nachbarschaft. Regenwurm Rodolfo war dort mit einigen Kollegen gerade bei der Arbeit.

Rodolfo verlegte gerade einige kleine Röhren aus getrockneten Schilfstängeln, scheinbar um den Boden zu entwässern. Es war gerade Sommer im Wubbjeland und abends gab es oft warme Gewitterregen. „Du Rodolfo!“, rief Mungo. „Sag mal, was macht ihr Regenwürmer eigentlich so den ganzen Tag?“ Rodolfo schmunzelte und freute sich, dass er einmal über seine Tätigkeiten reden konnte. „Oh…das ist ganz viel. Wenn ihr etwas Zeit habt, dann erzähle ich es euch gerne.“ „Jaaaaa!“, riefen Lolly und Mungo aus einem Munde.

Rodolfo nahm seinen Arbeitshut vom Kopf, wischte sich erst einmal den Schweiß ab und schenkte den Wubbjes fröhlich ein Glas erfrischender Limonade ein. „Wir Regenwürmer machen sehr viel. Viel mehr als manche denken. Genau genommen sind meine Kumpels und ich ja keine Regenwürmer, wir sind sogenannte Mistwürmer. Oftmals sind wir ja auf Mist- oder Komposthaufen aktiv. Wir sind den Regenwürmern aber sehr ähnlich.“
Mungo nickte: „Ah, und was macht ihr da so?“

Rodolfo gab den vier Wubbjes einige Sicherheitshelme und Taschenlampen. „Kommt mal mit. Wir machen gleich eine Reise unter die Erde. Ihr werdet staunen.“

Bildquelle: Markus Nimtz

Mistwürmer und Kleinsttierchen

Gemeinsam stapften sie zu einem dunklen Eingang, welcher in den Boden führte. Zahlreiche Schläuche und Kabel ragten dort hinein. Auch stand dort eine kleine Dampflokomotive. Auf Eisenbahnschienen war es scheinbar möglich, mit dem klapprigen Gefährt in den dunklen Boden hinein zu fahren. An die Lokomotive waren einige kleine Lastwaggons gekoppelt.
„In der Regel leben und arbeiten wir ja dort, wo noch verbleibendes Pflanzenmaterial vorhanden ist.“ Rodolfo zeigte auf diverse Pflanzenstängel und Pferdemist, welcher auf dem Feld herumlag. „Das Zeug wird dann zunächst einmal von ganz, ganz kleinen Helfern angefressen. Zum Beispiel helfen uns Kuno und Knut die Kellerasseln dabei. Sie nagen an den Resten und zerkleinern sie. Auch einige Fadenwürmer unterstützen uns. Wichtig ist, dass die Stoffe immer schön feucht sind. Und viele Kleinstlebewesen, wie zum Beispiel winzige Pilze und Bakterien, sind auch aktiv und helfen uns. Die meisten dieser Lebewesen kennt jedoch kaum einer. Sie leben ja fast nur im Boden und sind kaum zu erkennen. Man braucht mindestens eine Lupe dazu. Steigt mal ein, ich zeige euch das mal.“
Gemeinsam stiegen sie auf eine kleine Plattform hinter der Dampflok. Leise tuckernd fuhren sie nun gemeinsam in das Dunkle hinein. Ein bisschen unheimlich war das ja schon. Welches Geheimnis würde sie dort wohl erwarten? Ein bisschen Licht gab es in dem Tunnel. An der Lokomotive waren einige Scheinwerfer angebracht. Zudem gab es in dem Gang, der mit leichter Neigung nach unten führte, auch einige Lampen. So konnten sie im schummerigen Licht erkennen, dass an der Decke und den Seiten des Ganges viele Pflanzenwurzeln nach unten wuchsen. Die Wubbjes staunten.

Rodolfo sagte: „Viele Lebewesen sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum sieht, wisst ihr? In einem kleinen Stück Boden leben Millionen und Abermillionen von diesen ganz kleinen Helfern.“ Lolly nickte. Ihr Vater hatte ihr darüber einmal aus einem Buch vorgelesen. „Und ohne diese Helferlein? Also ohne Knut und Kuno und die ganzen noch viel kleineren Winzlinge könntet ihr das grüne Material gar nicht zu euch nehmen?“ „Stimmt“, sagte Rodolfo. „Wir sind auf unsere Freunde angewiesen.“ Mit einem lauten Zischen stoppte die Eisenbahn in einer Kurve. „Alle mal aussteigen!“, rief Rodolfo.
Vorsichtig stiegen die Wubbjes von der Plattform und schalteten ihre Taschenlampen an. Und tatsächlich, in einem Nebengang sahen sie in fahlem Licht eine ganze Menge kleine Kellerasseln, welche gerade zufrieden an einem alten Maiskolben knabberten. „Moin Moin!“, rief Rodolfo. „Alles ok, Jungs? Kommt ihr voran?“ „Logo!“, riefen die kleinen Kellerasseln mit vollem Mund zurück. Rodolfo holte eine riesengroße Lupe aus einem Schrank hervor und leuchtete mit einem Strahler auf eine Ecke in dem schummerigen Gang. „Schaut mal her!“, sagte er. „Das habt ihr noch nicht gesehen.“ Und tatsächlich, bei genauem Hinsehen durch die Lupe konnten die Wubbjes in dem hellen Licht ganz winzige kleine Dinger erkennen. So klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht entdecken würde. Sie futterten gerade an einem alten Stück Pferdemist. „Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber so etwas schmeckt denen, und uns auch“, sagte er stolz. „Wir fressen aber nicht nur Grünzeug oder Tiermist, wir fressen auch altes, durchweichtes Papier und sogar Pappe. Das schmeckt richtig gut. Lecker!“ Rodolfo rollte verträumt mit den Augen bevor er sich mit seiner Zunge über den Mund fuhr. „Ihr futtert Pappe?“, fragten Mungo und Lolly ganz verblüfft.
„Oh ja, so etwas lieben wir. In manchen Gärten werfen die Menschen, die das wissen, sogar Pappe auf den Kompost. Wenn es regnet, dann ist es gerade im Sommer darunter schön kühl und die Stoffe in der Pappe sind für uns wichtige Nahrung. Außerdem ist es darunter dunkel. Ihr wisst ja, Licht mögen wir nicht besonders. Zuviel Licht kann uns sogar krank machen und wir können austrocknen“, sagte er, um danach einen Fingerhut Wasser über seinem Kopf auszuleeren. „Das heißt, an der Erdoberfläche fühlt ihr euch gar nicht so wohl?“, fragte Knolle.
„Genau! Wenn es sehr bewölkt ist, so wie heute, dann geht es für ganz kurze Zeit. Aber auch zu viel Wasser ist nicht gut. Wenn es sehr viel regnet, dann verlassen wir den Boden manchmal, weil wir dann Probleme mit unserer Atmung bekommen. Hier ist ja dann alles nass. Manchmal entsteht ein richtiger Fluss in unseren Gängen. Steigt mal wieder ein, ich zeige euch noch etwas…“
Gemeinsam tuckerten sie mit der kleinen Eisenbahn weiter den dunklen Gang hinunter. Sie fuhren tiefer und tiefer in die Erde und es roch etwas modrig nach altem, vergammelten Holz.
„Stimmt es eigentlich, dass zwei Regenwürmer wachsen wenn man euch zerteilt?“ fragte Mungo etwas forsch. „Oh nein! Ich weiß, dass das in vielen Büchern steht. Aber es ist falsch!“ Rodolfo wirkte etwas erschrocken. “Ein Teil wird davon auf jeden Fall sterben. Manchmal müssen wir leider tatsächlich ein Stück abtrennen. Wenn zum Beispiel ein unvorsichtiger Mensch uns mit seinem Fahrrad anfährt oder mit einem Spaten zerteilt. Das tut mächtig weh.“ Er verzog das Gesicht zu einem schaurigen Gesichtsausdruck. „Um überleben zu können spalten wir dann einen Teil ab. Dieses Stück von uns überlebt nicht. Aber der andere Teil von uns hat dann noch eine gute Chance“, sagte er stolz. „Wir sind nämlich echte Kämpfer, wisst ihr? Wenn wir gute Lebensbedingungen haben, also ausreichend Feuchtigkeit, eine angenehme Temperatur zwischen 10 und 25 Grad und genügend Futter, dann vermehren wir uns rasend schnell. Aus einem von uns werden dann innerhalb eines Jahres richtig viele. Wir legen ja kleine Kokons ab, wisst ihr? Und da schlüpfen unsere Nachkommen zahlreich innerhalb kurzer Zeit. Dann muss der Kompost aber gut abgedeckt sein, sodass es auch dunkel ist. Und wir müssen die Chance haben, im Winter in tiefere Bodenschichten zu fliehen, um nicht zu erfrieren. Naja, und wenn der Kompost nach unten mit Draht abgesichert ist, dann können Wühlmäuse und Maulwürfe auch nicht vergessen, dass sie uns ja nicht fressen sollen.“

In der Tat gab es ein Gesetz im Wubbjeland, dass vor vielen Jahren einmal verabschiedet wurde. Es besagte, dass alle, die in diesem Landstrich leben, niemanden anders fressen dürfen. Die Eule frisst keine Mäuse. Die Mäuse fressen keine Schnecken oder Würmer und die Spinnen oder Asseln werden nicht von den Igeln aufgefuttert. Wespen und Hornissen mampfen keine Käfer oder Grashüpfer, ebensowenig wie die Vögel dieses tun. Wer das nicht befolgt, der muss das Wubbjeland verlassen. Also hielten sich alle daran, denn das Leben auf diesem Fleckchen Erde war wundervoll.

Rodolfo erzählte weiter: „Ich lebe gerne in dem großen Kompost am Dorfrand bei den Menschen. Dort wo die Kirche steht und der Pfarrer Elvis lebt. Dort finden wir vergammelte Erdbeeren, Melone, altes Brot, Kaffeeprütt, Gurkenreste und auch alte Pappe.“ „Ah“, nickte Flocke, „und was passiert dann damit?“
„Ja, also da wird es wirklich interessant für die Natur“, sagte Rodolfo stolz. „Wir machen den besten Boden, den man sich vorstellen kann. Wir fangen an, wenn Knut und Kuno und all ihre Kollegen das Material ordentlich zerkleinert haben. Wir haben einen enormen Hunger. Wir essen wir bis zur Hälfte unseres Körpergewichtes an einem Tag.“
„Ui“, staunte Lolly. „Das wäre ja fast so, als wenn ich fünf Bucheckernpizzen, vier große Portionen Erdbeerquark mit Heidelbeeren und zwei Teller Suppe essen würde. Nein, das wäre sogar noch mehr!“, rechnete sie. „Ja“, lachte Rodolfo. “Gut essen können wir wirklich. Und das, was wir verdauen, kommt dann in den Boden. Und wir durchwühlen und durchpflügen die erste Schicht des Bodens immer wieder. Ein Stückchen Salat beispielsweise verarbeiten wir mehrmals. Es bleiben dann nur noch Nährstoffe übrig, die dann in den Boden gelangen und diesen für Pflanzen wertvoll machen.“
Die Eisenbahn hielt. Rodolfo führte die kleine Gruppe zu einem großen Tisch, an dem viele Mistwürmer gerade munter futterten und schmatzten. Sie kauten auf matschigen Blättern und Stängeln herum. Naja, richtig lecker sah das nun wirklich nicht aus, aber den Mistwürmern schien es zu schmecken.
„Was sind denn Nährstoffe?“, fragte Mungo. Knolle antwortete: „Blumen und Bäume und alle Pflanzen benötigen Nährstoffe um gut und gesund zu wachsen. Diese Nährstoffe haben so seltsame Namen wie Kalium, Phosphor, Stickstoff oder Magnesium. Aber das braucht ihr jetzt noch nicht zu wissen, das lernt ihr später in der Schule.“ Mungo staunte: „Und ihr produziert diese Nährstoffe?“ “Ja, im Prinzip schon. Naja, diese Stoffe sind schon in unserem Essen enthalten, zum Beispiel in Blättern, alten Tomaten oder Kaffeeresten. Wir sorgen dann dafür, dass sie wieder in den Boden gelangen. Die Wurzeln der Pflanzen nehmen diese dann auf.“
„Toll!“, staunte Lolly. „Wir machen aber noch viel mehr“, fuhr Rodolfo fort. „Das, was wir an den Boden abgeben, unser Wurmhumus, ist Medizin im Boden. Unser Wurmhumus hilft den Pflanzen gesund und stabil zu bleiben. Er heilt sogar Krankheiten. Das ist so, als ob du eine Tasse Tee mit Salbei, Minze und Fenchel gegen Husten trinkst.“
Sie fuhren wieder ein Stückchen mit der Eisenbahn und hielten an einem Platz, an dem gut ersichtlich Wurzeln von allen Seiten in den Gang ragten. Rund um die Wurzeln waren kleine Mistwürmer in weißen Kitteln gerade dabei, diese leicht mit einer Paste zu bestreichen. Sie gingen sehr vorsichtig und sorgfältig dabei vor.
„Hier seht ihr unser Ärzteteam. Vielleicht habt ihr schon einmal Tomaten an Sträuchern gesehen, welche nach starkem Regen etwas bräunlich wirken?“ Mungo nickte. „Das ist die Krankheit der Braunfäule. Hier haben wir einen solchen Fall. Der Tomate oben geht es nicht gut. Unser Mist, gut verdünnt, kann aber helfen, die Pflanzen davon zu heilen. Wir Mistwürmer sind die Ärzte des Bodens und damit auch der Pflanzen.“ Rodolfo holte einen kleinen Koffer heraus, mit einem roten Kreuz versehen. „Wenn wir sehen, dass eine Pflanze welkt oder aber nicht genügend Früchte trägt, dann krabbeln wir dahin und verstreuen unseren Wurmhumus gezielt an der Oberfläche, manchmal auch gut verdünnt an den Wurzeln. Du kannst sicher sein, nach einigen Tagen geht es ihr wieder besser!“ „Hui“, raunte Mungo und war wirklich beeindruckt.
Von der Decke sahen die Wubbjes aus einigen Löchern fahles Tageslicht in den Tunnel scheinen. „Hier waren meine Jungs und haben kleine Gänge gebuddelt. Das ist gut für die Durchlüftung und toll für die Pflanzenwurzeln. Und unser Wurmhumus kann sogar Wasser festhalten, auch das ist wichtig.“ „Wasser festhalten? Häh? Wofür denn?“, fragte Lolly. „Naja, gerade jetzt im Sommer kommt es oft zu heftigen Regenfällen, Starkregen nennen wir sie. Wenn der Boden keinen Wurmhumus enthält, dann kann es sein, dass Erde einfach weggeschwemmt wird. Und wo sollen die Pflanzen dann wachsen? Oder es kann sein, dass das Wasser ganz schnell im Boden verschwindet und dabei ganz viele Nährstoffe mit sich reißt. Diese fehlen dann den Blumen und Bäumen. Unser Wurmhumus aber speichert das Wasser. Das ist so, als ob du einen Schwamm ins Waschbecken legst, weißt du?“

Chemie ist schädlich für Regenwürmer

„Das heißt also, ihr sorgt nicht nur für eine gute Nährstoffversorgung und dafür, dass Medizin im Boden ist? Ihr kümmert euch auch darum, dass der Boden Wasser speichern kann und so für die Pflanzen verbessert wird?“, fragte Flocke. „Jau! Genau das ist es. Ohne uns würde es dem Boden schlecht gehen.“
„Gibt es denn etwas, was ihr gar nicht mögt?“ „Ja, saure Früchte, wie zum Beispiel Orangen, Ananas oder Zitronen. Auch gespritztes Obst oder Salz ist giftig für uns. Davon verderben wir uns ganz massiv den Magen. Nicht gut für uns ist auch Chemie. Ich habe einmal in einem Garten gearbeitet, in welchem ein Mensch ganz viel chemisches Zeugs gespritzt hat. Ich weiß nicht genau, was das war. Ich glaube, er wollte keine Gänseblümchen und Maulwürfe in seinem Garten haben. Ich kann das nicht verstehen! An den kleinen Hügeln hat er immer ganz viel gesprüht. Der Boden hat so scheußlich geschmeckt, das war fürchterlich. Ganz viele der kleinen Bakterien und Mikrolebewesen, welche wir doch als Partner brauchen, hatten sich schon mit Sack und Pack aus dem Staub gemacht. Wir sind dann alle zum Nachbarn gekrochen, da war es viel besser. „Keine Chemie – Mit uns nicht und nie!“ ist seitdem unser Schlachtruf.“
„Arbeitet ihr denn nur in Misthaufen oder auch sonst in Gartenerde?“, wollte Mungo wissen. „Misthaufen lieben wir, weil da ordentlich Futter herumliegt. Es gibt Menschen, welche extra Wurmkokons oder Würmer in ihren Komposthaufen einstreuen. Das gibt immer ein Hallo! Und Essen ist in der Regel genug da. Winzige Würmchen schlüpfen und wir fressen im Frühling und Sommer den ganzen Misthaufen kurz und klein. Es bleibt dann wirklich nur toller Wurmhumus übrig, den die Menschen dann an die Pflanzen verteilen. Die Pflanzen lecken sich dann schon manchmal hungrig die Münder. Vor einigen Jahren wurde ich vom Pfarrer Elvis in einem Gartenboden rund um seine Karottensaat ausgesetzt. Glücklicherweise hatte er den Boden oberhalb gemulcht. Wir nennen das so, wenn zum Beispiel Rasenschnitt oder auch alte Blätter dort ausgelegt werden. Das war toll, wir hatten dadurch jede Menge zu fressen und haben uns rührend um die Möhren gekümmert. Elvis war vielleicht glücklich über solche Prachtexemplare.“
Plötzlich sahen sie große, dicke runde kugelartige Gebilde aus den Wänden hervorschauen. Eine Kolonne Mistwürmer schippte verdünnten Wurmhumus auf diese. „Das sind Kartoffeln“, sagte Rodolfo. „Eine der besten Bodenpflanzen überhaupt. Und mit Wurmhumus werden diese stark und kräftig.“

Lolly und Mungo waren baff. Auch Knolle und Flocke waren beeindruckt, als sie sich wieder dem Ausgang näherten. „Oha, ich hätte nie gedacht, dass ihr so eine wichtige Funktion ausübt. Das habe ich etwas unterschätzt“, sagte Knolle. „Arbeitet ihr denn auch im Wald?“ „Wir als Mistwürmer eigentlich nicht. Der Boden ist uns da zu sauer. Eichenlaub schmeckt sehr bitter und Tannennadeln schmecken überhaupt nicht. Das ist nichts für uns. Im Wald wird das von anderen Lebewesen übernommen. Wir sind eher für Gärten und Wiesen oder auch Äcker zuständig. Am tollsten ist es aber in einem gemütlichen Komposthau-fen.“
Lolly und Mungo hatten heute wieder etwas gelernt. „Danke, Rodolfo!“, riefen sie aus einem Mund. Ihr Freund der Mistwurm war also ein echter Bodendoktor und dadurch hilfreich für Pflanzen und Tiere im Wubbjeland gleichermaßen. Sie waren stolz, dass sie ihn kannten, schwangen sich auf ihre Roller und rasten den Acker hinunter, direkt in Richtung ihrer kleinen Spechtbehausung. Das, was sie heute gelernt hatten, würden sie morgen in der Schule erzählen. Da würden die anderen Kinder aber staunen.

Regenwürmer züchen, Errichtung einer Wurmfarm


Bildquelle: Markus Nimtz

Wichtige Informationen für die Errichtung einer Wurmfarm (auch ein paar Antworten für Erwachsene):

Als besonders gutes Wurmfutter eignen sich:
• Teebeutel
• Kaffeeprütt
• Bananenschalen, gemahlene Eierschalen (enthält Kalk, sehr wichtig!)
• Paprika (nicht zu scharf!), Erdbeeren, Erdbeerverschnitt, Melonenreste; generell ungespritzte Obst- und Gemüsereste
• Brotreste
• Ab und zu etwas Kalk (durch die Verrottung des Materials wird der Boden ansonsten sauer)
• Kohlenstoffhaltiges Material (Zeitungspapier (ohne Farbstof-fe), Pappe, Klorollen)
• Für draußen: Pferde-, Kuh-, Schweine-, oder Kaninchenmist. Tiermist sollte, bevor die Würmer ihn umwandeln dürfen, mindestens zwei Wochen abgelagert werden. Das enthaltene Ammoniak kann die Würmer ansonsten töten.
• Das Futter sollte immer nur an einer Seite der Wurmkiste ausgelegt werden. Für den Fall, dass dieses ungeeignet ist, können die Würmer dann noch fliehen.

Absolut tabu sind:
• Säurehaltiges Futter wie Zitrusfrüchte (z.B. Orangen, Zitronen)
• Gespritztes Obst und Gemüse
• Knoblauch
• Scharfe und stark gesalzene Essensreste
• Fleisch (lockt Ratten an)
• Geflügelmist (zu sauer); auch Schafs- und Ziegenmist sind nicht optimal

Du wirst unter Umständen feststellen, dass Deine Würmer deutlich mehr fressen, als Du an Biomüll produzierst. Frage Freunde oder Bekannte oder ein Restaurant in Deiner Nähe. Auch andere freuen sich, wenn sie mit ihrem Biomüll „Gutes tun“ können.

Wie kann ich mit Wurmhumus meinen Boden verbessern?
Wenn der fertige Humus geerntet wurde (in einer Wurmkiste nach etwa 3-4 Monaten), dann streust Du ihn auf den aufzuwertenden Boden (ca. 2-3 cm hoch) und hakst ihn leicht ein.

Film auf YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=dp1aik2_fBc (von dem Autor dieses Buches und seinem Huhn Waltraud)

© Kai Behncke
http://umweltschutz-und-lebenshilfe.de

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